Hilfsmittel der klassischen Bodenarbeit/ Equibalance® - Der Kappzaum - Teil 1/3

Das ist der erste Blogartikel einer 3-teilige Reihe zur klassischen Bodenarbeit/ Equibalance® am Boden.

Heute geht es um das Hilfsmittel Kappzaum.

 

Kappzäume sind meiner Meinung nach unerlässlich, wenn es um eine präzise Arbeit am Boden geht.

 

Dafür ist es wichtig, dass wir dieses Hilfsmittel und seine Möglichkeiten aber auch seine Herausforderungen und Grenzen verstehen. Ohne dieses Wissen sollten meiner Meinung nach Kappzäume nicht genutzt werden.

Das gilt aber in meinen Augen generell für Hilfsmittel jeglicher Art. Wenn wir das Hilfsmittel nicht verstehen, wie kann es dann unseren Pferden helfen?

 

Die Wahl des Kappzaums ist eine wichtige Entscheidung. Er sollte zum Pferd passen. Das gilt übrigens nicht nur in Bezug auf den Kappzaum, sondern auch zu den weiteren Hilfsmitteln, die wir im Zusammenhang der klassischen Bodenarbeit oder Equibalance® nutzen: Longe/ Seil und Peitsche/ Gerte.

 

Für mich gehören die 3 Hilfsmittel immer zusammen:

  1. Kappzaum/ Caveçon/ Cavesson
  2. Longe/ Seil
  3. Peitsche/ Gerte

Nicht nur die Wahl des Kappzaums ist wichtig, weshalb ich Longe/ Seil aber auch Peitsche/ Gerte eigene Blogartikel widme.

 

Arten von Kappzäumen

Es gibt unzählige Arten von Kappzäumen: mit oder ohne Metall. Breite oder schmale Kappzäume. Starre oder bewegliche Kappzäume. Caveçon/ Cavesson. Mit einem Ring oder 3 Ringen.

 

Ich nutze 3 verschiedene Arten von Kappzäumen:

  • Caveçon
  • Portugiesischer Kappzaum
  • Mobility Bridle

Das hat mit den unterschiedlichen Möglichkeiten zu tun, die diese Kappzäume bieten. Was alle drei gemeinsam haben ist, dass alle ein Eisen im Nasenteil verbaut haben (starr, bzw. flexibel).

Ich möchte im nächsten Abschnitt auf die Wirkungsweise von Kappzäumen eingehen und später die von mir genutzen Kappzäume im Detail erläutern.

 

Wirkung Kappzaum

Ein Kappzaum gibt die Wirkung sehr präzise an der Stelle weiter, wo er mittels Longe befestigt ist. Das ist aber nur der Fall, wenn der Kappzaum korrekt verschnallt ist. Ein Kappzaum muss eng verschnallt werden. Ist das nicht der Fall, führt die Wirkung des Kappzaums ad absurdum, denn er kann die Signale nicht präzise weitergehen und sie kommen unpräzise beim Pferd an. Diese Tatsache hat nach meiner Meinung dazu geführt, dass immer mehr weiche Kappzäume -also ohne Eisen- auf dem Markt sind.

Ich persönlich nutze keine weichen Kappzäume. Mehr dazu später.

 

Was also macht ein Kappzaum?

Er hat verschiedene Möglichkeiten. Er kann das Pferd zunächst bei der Stellung unterstützen. Bei einem höheren Ausbildungsgrad (vor allem der Person, die den Kappzaum nutzt) kann der Kappzaum zum Verlangsamen aber auch zum Erhöhen des Tempos oder besser gesagt für mehr Aktivität eingesetzt werden. Die Hand, die den Kappzaum führt sollte ähnlich wie eine zügelführende Hand sehr bedacht und ruhig sein. Alleine deshalb ist es wichtig, dass die Hand, die den Kappzaum führt geschult ist und die Person versteht, wie das Hilfsmittel Kappzaum dem Pferd hilft und auch wie diese Hilfe mittels Kappzaum umzusetzten ist. Ich kann nur empfehlen, sich vorab in der Kappzaum Arbeit von einer erfahrenen Ausbilderin/ einem erfahrenen Ausbilder unterweisen zu lassen. Meine Kurse rund um Equibalance® beinhalten unter anderem auch die korrekte Nutzung und Umsetzung mit dem Kappzaum.

 

Weicher Kappzaum (ohne Eisen)

Jetzt ist die Frage offen, warum ich keine weichen Kappzäume nutze. Ein weicher Kappzaum wirkt nicht so differenziert wie ein Kappzaum mit einem Naseneisen oder einer Kette. Wer also mit Kappzäumen beginnt, für den ist diese undifferenzierte Wirklungsweise akzeptabel und in dem Fall würde ich dies sogar empfehlen.

Wer aber differenzierter arbeiten möchte und mehr Erfahrung in der Wirkungsweise und Verwendung von Kappzäumen mitbringt, wird sich wahrscheinlich immer für einen Kappzaum entscheiden, der über ein Naseneisen oder eine Kette verfügt.

Darüber hinaus müssen Kappzäume ohne Eisen fester verschnallt werden, da ihnen das Naseneisen fehlt, welches bei der ovalen Form der Nase des Pferdes den Kappzaum in Position hält. Durch das Eisen (auch flexible) kann der Kappzaum bei richtiger Verschnallung nicht verrutschen.

 

Halfter statt Kappzaum?

In dem Zusammenhang möchte ich eine Frage klären, die ich oft gestellt bekomme: Kann ich statt einem Kappzaum ein Knotenhalfter oder Halfter nutzen? Natürlich ist alles möglich. Die Frage ist, was möchte ich erreichen?

Ein Knotenhalfter oder Stallhalfter kann nie die differenzierte Wirkungsweise eines Kappzaums erreichen. Ich finde es aber besser, wenn jemand mit einem Halfter beginnt und sich das nötige Wissen und die Erfahrung aneignet, um später mit einem Kappzaum zu arbeiten. Darüber hinaus erreicht ein Halfter nie die Passform eines korrekt sitzenden Kappzaums Das gilt insbesondere für Kappzäume mit Eisen aber ohne für jene ohne Eisen (weiche Kappzäume).

 

In meinen Equibalance® Kursen zeige ich, wie ein Knotenhalfter als "Einstiegskappzaum" genutzt werden kann.

Letztendlich besteht aber bei allen Halftern die Gefahr, dass sich das Halfter verdreht und verzieht und genau das Gegenteil bewirkt zu dem, was wir in der Arbeit mit einem Kappzaum erreichen wollen.

Ich möchte in dem Zusammenhang auf den Ganaschenriemen hinweisen, der dafür sorgt, dass die Backenriemen des Kappzaums in Position bleiben und nicht verrutscht und die Backenstücke womöglich zum Auge des Pferdes rutschen und stören.

Es gibt sogar Kappzäume mit doppelten Ganaschenriemen. Diesen selbstverständlichen Komfort des Nicht-Verrutschens bieten nur Kappzäume.

Zurück zu den 3 Varianten, die ich nutze und ihre Wirkungsweise. Alle diese Varianten sind übrigens aus Leder. Ich bevorzuge wenn möglich immer Leder und kein Nylon oder ähnliche textile Varianten, bzw. Biothane.

Leder lässt sich gut pflegen und Schweiß sofort nach Gebrauch entfernen. Darüber hinaus ist Leder langlebig. Gute Kappzäume nutzen qualitativ hochwertiges Leder. Bitte darauf achten oder nachfragen, dass es sich nicht um ein chromgegerbtes Leder handelt. Das sind generell oft billige Lederprodukte und mehr als bedenklich in Sachen Herstellung, Umwelt und für die, die es tragen oder nutzen.

 

Letztendlich ist das eine Frage der eigenen Philosphie aus welchem Material der Kappzaum bestehen soll und sicher auch eine des Geldbeutels. Aber wie oft kauft man einen Kappzaum? Ich bevorzuge wann immer möglich Leder, also auch Sattelgurten.

Caveçon

Ich bin ein grosser Fan des Caveçon. Es handelt sich hier um einen Lederkappzaum mit Genickriemen, Backenriemen, Ganaschenriemen und einem Nasenstück aus einer Fahrradkette, ummantelt mit weichem Leder.

Die Fahrradkette sorgt durch die einzelnen Glieder für eine sehr gute Passform. Das Nasenstück passt sich der Form der Nase an. Durch die unterschiedlichen Ringe hat man die Möglichkeit die Longe, bzw. das Seil unterschiedlich zu verschnallen um unterschiedliche Ziele bei der Arbeit mit dem Pferd zu erreichen.

Ich nutze diese Form des Kappzaums gerne bei Pferden, die die Arbeit am Kappzaum beginnen. Auf dem Bild sieht man sehr gut, dass der Kappzaum korrekt verschnallt ist. Oft werden qualitativ hochwertige Caveçon vor allem für Barockrassen angeboten. Wer diesen tollen Kappzaum für ein Warmblut verwenden möchte, muss ein bisschen suchen, wird aber fündig. Ich selber habe einen Caveçon für meine Lusitanos aber auch einen für meinen Trakehner, der einen deutlich größeren Kopf hat.

Was mir hier auf dem Bild sehr gefällt, was mein Caveçon aber leider nicht bietet, ist ein verschiebbarer und damit auf das Pferd anpassbarer Ganaschenriemen.

 

Dieser Kappzaum ist von Deuber & Partner, Modell Ecuyer. Gefunden bei Equi-Art-Shop*.

Portugiesischer Kappzaum

Auch mit diesem Kappzaum arbeite ich sehr gerne. Es handelt sich hier um einen Lederkappzaum mit Genickriemen, Backenriemen, Ganaschenriemen und einem Nasenstück aus einem starren, glatten Eisen, ummantelt mit weichem Leder.

Das starre Eisenstück hat Vor- und Nachteile. Zum Einen ist die Wirkung sehr stabil und eignet sich vor allem für Pferde, sie vom Typ eher nervös sind und denen eine stabile, ruhige Führung hilft. Durch das starre Eisen erhält das Pferd alleine beim Tragen schon diese erwähnte Stabilität.

 

Das starre Eisen ist auch gleichzeitig ein Nachteil. Das Eisen passt damit nur bedingt auf unterschiedliche Formen von Pferdenasen. Eine Anpassung ist zwar möglich, dennoch braucht unter Umständen jedes Pferd einen eigene Kappzaum. 

 

Durch die unterschiedlichen Ringe hat man die Möglichkeit die Longe, bzw. das Seil unterschiedlich zu verschnallen um unterschiedliche Ziele bei der Arbeit mit dem Pferd zu erreichen.

 

Ich nutze diese Form des Kappzaums gerne bei Pferden, die bereits etwas fortgeschrittener sind oder bei Pferden, die durch das starre Eisen etwas mehr Stabilität vom Gefühl erhalten, verglichen zu einem flexiblen Naseneisen wie beim Caveçon.

 

Auf dem Bild sieht man sehr gut, dass der Kappzaum korrekt verschnallt ist. Oft werden qualitativ hochwertige, portugiesische Kappzäume vor allem für Barockrassen angeboten. Wer diesen tollen Kappzaum für ein Warmblut verwenden möchte, muss ein bisschen suchen. Dieses Modell nutze ich ausschliesslich für meine Lusitanos.

 

Was mir hier sehr gefällt, was mein portugiesischer Kappzaum leider nicht bietet, ist ein verschiebbarer und damit auf das Pferd anpassbarer Ganaschenriemen.

 

Dieser Kappzaum ist von Picadera, Modell Portuguesa. Gefunden bei Picadera*.

Mobility Bridle

Diesen Kappzaum habe ich (leider) erst vor Kurzem entdeckt. Es handelt sich hier um einen Lederkappzaum mit Genickriemen, Backenriemen und einem Nasenstück aus einem starren, glatten Eisen, ummantelt mit weichem Leder.

 

Der komplette Nasenriemen ist starr und zusätzlich mit einem Bügel ausgestattet. Dort befindet sich ein Ring an dem ein Seil befestigt ist. Der Ring inklusive Seil kann also von der einen zur anderen Seite gleiten, was bei Handwechseln sehr hilfreich ist.

 

Dadurch, dass das Nasenstück komplett starr ist, benötigt dieses Modell keine Ganaschenriemen. Darüber hinaus enthält das Mobility Bridle eine Art V-Stück, welches sich zwischen den Kieferästen positioniert.

 

Der große Vorteil dieser Variante ist, dass sie locker verschnallt wird und dennoch bei richtiger Verschnallung differenziert wirkt.

Die Maultätigkeit wird hier nicht beeinträchtigt.

 

Abgesehen von den positiven Eigenschaften dieses Kappzaums gehört diese Variante unbedingt in geschulte Hände, sodass das volle Potential, was dieser Kappzaum bietet, voll ausgeschöpft werden kann aber auch und vor allem um dieses Hilfsmittel korrekt einzusetzen.

 

Ich nutze dieses Modell ausschließlich im Rahmen meines Konzepts von Equibalance® - pferdegerechte Gymnastizierung am Boden. Das bedeutet nicht, dass sich nicht auch andere Kappzäume eignen. Es ist meine persönliche Wahl für meine eigenen Pferde. Wie schon erwähnt zeige ich bei meinen Kursen Equibalance®, wie ein Knotenhalfter als Kappzaum Einstieg verschnallt werden kann. 

 

Dieser Kappzaum ist von Horse Body Forming und nennt sich Mobility Bridle.

Kappzaum Tipp

Wie bereits erklärt, ist es wichtig, dass Kappzäume eng verschnallt werden (außer das Mobility Bridle). Das ist aber auch gleichzeitig ein Nachteil, denn damit wird die Kautätigkeit, die wir uns beim Pferd wünschen, beeinträchtigt. Eine lockere Verschnallung des Kappzaums würde dazu führen, dass dieser verrutscht und vor allem das Auge des Pferdes stört. Darüber hinaus ist eine präzise Handhabung und damit präzise Wirkung nicht mehr möglich.

 

Diesem Nachteil kann man mit einem kleinen "Trick" entgegenwirken, indem man ein dichtes, dickeres Lammfell um den Nasenriemen des Kappzaums plaziert. Dadurch entsteht ein kleiner "Puffer" zwischen der Pferdenase und dem Kappzaum und das Pferd hat etwas mehr Möglichkeit, der gewünschten Kautätigkeit nachzugehen. Das funktioniert nur mit echten Lammfellen, die nach jeder Verwendung wieder aufgeraut werden müssen, damit der Puffer auch weiterhin funktioniert.

Nach einer gewissen Zeit muss das Fell ausgetauscht werden, da es durch die Verwendung immer flacher wird und der besagte Puffer dadurch nicht mehr vorhanden ist.

 

Es erübrigt sich zu erwähnen, dass das Fell so fixiert werden muss, dass es nicht verrutscht.

Zusammenfassung

Wir haben gelernt, dass es eine Vielzahl von Kappzäumen gibt und dass nicht nur aufgrund des Materials oder der Größe.

 

Wer einen Kappzaum nutzen möchte, sollte sich in eine korrekte Nutzung durch eine erfahrene Ausbilderin/ einen erfahrenen Ausbilder einweisen lassen.

 

Wer die Wirkungsweise eines Kappzaums versteht und ihn korrekt nutzt, hat ein sehr schönes und sehr hilfreiches Hilfsmittel um das Pferd im Sinne der klassischen Bodenarbeit bzw. Equibalance® zu fördern.

 

Im nächsten Blog werden wir uns dem zweiten von insgesamt drei Teilen von Hilfsmitteln zur klassischen Bodenarbeit/ Equibalance® widmen, dem Seil/ der Longe.


* Bei allen hier erwähnten Produkten handelt es sich nicht um Werbung. Ich erhalte nichts für die Empfehlungen. Es sind rein Erfahrungswerte meinerseits und sollen die Leserin/ den Leser lediglich bei einer etwaigen Kaufentscheidung unterstützen.

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